Ein Blick in die Welt der Baumexperten: Baumkontrollor, Baumpfleger, Baumtechniker (Prüfingenieure nach BTÜB) und Baumsachverständiger

Bäume, die majestätisch in unseren Städten, Wäldern und Stadtgärten stehen, sind nicht nur grüne Naturgebilde, sondern auch lebendige Organismen, die bestimmte Expertise und regelmäßige Pflege erfordern. In der Welt der Baumpflege spielen Baumkontrollore (landläufig auch Baumkontrollöre/Baumkontrolleure genannt), Baumpfleger, Baumtechniker und Baumsachverständige eine entscheidende Rolle. Doch wer sind diese hochqualifizierten Personen, und welche Ausbildung und Zertifizierungen machen sie zu den Experten, die unsere Bäume brauchen?

Das Wurzelwerk der Qualifikation: Was müssen alle Baumexperten (Baumprüfer) wissen?

Die Grundlage für jeden Baumexperten sind umfassende fachliche Kenntnisse und Fertigkeiten. Diese werden durch eine praktische und theoretische Prüfung nach der Ausbildung zertifiziert. Die für Österreich relevante Zertifizierung ist die nach ONR 121122 (ÖNormregel). Diese ist entscheidend für die Anerkennung als Baumexperte, die die Qualität und Kompetenz der Fachleute sicherstellt. Die ONR 121122 sieht folgende Ausbildungen und Zertifizierungen als angemessen und gleichwertig an:

  1. Biologisch – technische Überprüfung Baum e.V. (BTÜB ):
  2. Bund Schweizer Baumpflege (BSB):
  3. European Arboricultural Council e.V. (EAC):
  4. FLL (Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V.).
  5. International Society of Arboriculture (ISA):
  6. allgemein beeidete und gerichtlich beeidete  Sachverständige (SV)
  7. Die Erstzertifizierung und Folgezertifizierung nach drei Jahren sind Meilensteine auf dem Weg zu einer erfolgreichen Karriere als Baumexperte.

Die Wurzeln der Expertise: Wer hat es mit Bäumen zu tun?

Viele gut ausgebildete Menschen haben sich entschieden, ihre Leidenschaft für Bäume zu einem Beruf zu machen. Sie starten zumeist mit einer Gärtnerlehre, einer höheren technischen Gartenbauausbildung oder der Universität für Bodenkultur, bevor sie sich auf den Weg zum Baumexperten machen, dessen Ausbildung nach Abschluss der noch weitere 3-5 Jahre dauert.

  1. Baumkontrollor (landläufig auch bekannt als Baumkontrollör oder Baumkontrolleur):

Der Baumkontrollor führt die Sichtkontrolle gemäß ÖNORM L1122 durch und hat Aufgaben wie die Baumansprache, Erstellung und Datenpflege eines Baumkatasters gemäß ÖNORM L 1125, Überwachung von Baumpflegemaßnahmen und die Erstellung von Baumbestandsplänen. Sein Wissen besteht aus umfassenden Kenntnissen in den Bereichen der Baumpflege/maßnahmen, aber auch der Baustellenabsicherung, Arbeitsorganisation und der Gefahrenabsicherung. Er ist zuständig für die Kontrolle hinsichtlich Baumumfeld, Gesundheit, Verkehrssicherheit und einfacher Baumschadensdiagnose, die Erkennung bzw. Bestimmung der Gehölze, die Beurteilung der Standortfaktoren, die Bestimmung von Baumschäden, Baumkrankheiten, abiotischen und biotischen Stressfaktoren sowie die Dokumentation der Ergebnisse der Sichtkontrolle.

  1. Baumpfleger:

Die Aufgaben des Baumpflegers umfassen die Baumansprache im Sinne der Baumpflegemaßnahmen, die Beurteilung des Baumes vom Boden aus hinsichtlich der Durchführungsmöglichkeit von Baumpflegemaßnahmen, das Befahren/Besteigen des Baumes, die Ausführung der Maßnahmen gemäß den ÖNORMEN B1121, L1122 und L1127 sowie die Baustellenabsicherung. Grundkenntnisse der Baumkontrolle, Arbeiten im Wurzelbereich und in der Krone, Behandlung von Wurzelschäden, Baumpflanzung und -verpflanzung und dergleichen zählen zu seinem Arbeitsbereich.

  1. Baumtechniker (Prüfingenieur nach BTÜB):

Die Aufgaben des Baumtechnikers entsprechen den Aufgaben des Baumkontrollors, ergänzt um spezielle Aufgaben wie die Durchführung sowie Interpretation von weiterführenden Untersuchungen, die Probenahme für Laboruntersuchungen und deren Interpretation, die Planung, Organisation und Arbeitsaufsicht der Baumkontrolle und Baumpflege, die Überwachung der Arbeitsschutzvorgaben und Unfallverhütungsvorschriften sowie Baumschutzmaßnahmen bei Bauarbeiten und die Erstellung von Leistungsverzeichnissen.

Der Baumtechniker muss fachliche Fertigkeiten wie die Umsetzung von Sicherheits- und Gesundheitsvorschriften gemäß dem Bauarbeitenkoordinationsgesetz, die Umsetzung von einschlägigen ÖNORMEN, die den Arbeitsbereich Baumpflege und Baumkontrolle betreffen, weiterführende Untersuchungen gemäß ÖNORM L 1122 auch unter Zuhilfenahme von technischen Geräten, Probenahmen und Interpretation der Laborergebnisse sowie die Bearbeitung von Text und Kalkulationen mittels EDV Programmen nachweisen.

  1. Baumsachverständige allgemein beeidet und gerichtlich zertifiziert:

An der Spitze dieser Hierarchie stehen die Baumsachverständigen . Diese Experten sind befähigt, weiterführende Gutachten zu erstellen, verfügen über eine umfassende Ausbildung/Erfahrung und sind auch unter anderen für die Zertifizierungen zuständig.

Fazit: Baumexperten sind unverzichtbare Hüter der Naturgebilde

Die Welt der Baumexperten ist breit gefächert und erfordert ein tiefes Verständnis für die Natur, die Technik und die Gesamtorganisation hinsichtlich Baumaßnahmen. Die Förderung von Ausbildung und Zertifizierung ist der Schlüssel, um sicherzustellen, dass die Zukunft der Baumpflege in qualifizierten Händen liegt. Das Qualitätsziel gilt jedenfalls als erreicht, wenn pro Baumkontrollor, Baumpfleger bzw. Baumtechniker mindestens 30 Stunden aus dem Bereich der Weiterbildungen erfolgreich in den letzten 3 Jahren nachgewiesen werden können.

Ein großes Dankeschön den hochqualifizierten Baumexperten, die im Sinne der Natur und der Gesundheit der Bäume und Menschen im Einsatz sind und ihre Leidenschaft für die Naturgebilde leben und gerne interessierten Menschen weitergeben.